Raus mit euch!
Ich bin aus der Türkei. Eigentlich bin ich Kurdin.
Wenn wir eine Familienfeier haben, muss ich fast immer in die Schule. Die
meisten Familienfeiern gefallen mir, weil es dann gutes Essen gibt und
alle fröhlich sind. Wenn mein Vater dann Wein ausschenkt, wird danach
meistens getanzt.
In der Schule werde ich verspottet, obwohl ich für meine Abstammung nichts
kann. Manchmal würde ich am liebsten gar nicht in die Schule gehen. Oder
ich schwänze, weil ich es nicht mehr aushalte. Dann gehe ich irgendwohin,
wo mich niemand verscheuchen oder finden kann und lasse mich dort nieder.
Meistens komme ich erst spät heim.
Mein Vater schlägt mich auch manchmal. Er sagt, dass Frauen nicht
widersprechen dürfen. Oft fragt mich die Lehrerin, woher ich die blauen
Flecken habe. Ich sage dann, dass ich hingefallen oder wo angestoßen bin.
Aber wie lange wird sie mir noch glauben?
Ich möchte nicht, dass mein Vater ins Gefängnis kommt. Meine Mutter darf
nicht arbeiten und wenn mein Vater ins Gefängnis kommt, hätten wir kein
Geld mehr.
Ich habe auch keine richtigen Freunde. Die meisten Mädchen an der Schule
nützen mich nur aus. Aber wenigstens reden sie mit mir. Das finde ich
immer noch besser, als wenn niemand mit mir reden würde. Aber ich spüre
den Hass:
Hass
Schwarz
Wie die Nacht
Wie der Winter
Eiskalt
Einsam
Wie der Nordpol
„Raus mit euch!“
Jasmin Gstrein |